Wie hältst du es mit der Religion? Die Frage wird in Bildungskontexten – mit Ausnahme des Religions-/Werte und Normen-Unterrichts – oft ausgeklammert und vermieden. Zu groß ist die Angst, Geister hervorzurufen, die nicht mehr zu bändigen sein könnten. Mit Recht, denn die zunehmende kulturelle und weltanschauliche Heterogenität von Jugendlichen führt auch zu Konflikten. Dies ist umso mehr der Fall, wenn Identitätsbezüge und -zuschreibungen von außen zur Abgrenzung dienen oder Diskriminierungserfahrungen hervorrufen. Deshalb sind Räume nötig, in denen junge Menschen ihren eigenen Vorstellungen und Gefühlen nachgehen, sich gewürdigt fühlen können und gleichzeitig den Respekt vor anderen sowie Ambiguitätstoleranz einüben.

Neue Ansätze und Methoden sind nötig, um eine solche Pluralitätsfähigkeit auch für diejenigen, die sich professionell in Bildungskontexten engagieren, zu eröffnen. Das komplexe Thema der religiösen und weltanschaulichen Diversität muss zukünftig mit Konzepten der Menschenrechtsbildung, Friedens-, Antidiskriminierungs- und Demokratieerziehung verknüpft werden. Mithilfe dieses erweiterten Bezugsrahmens kann auch die Gefahr der Überbetonung von religiöser Zugehörigkeit vermieden werden, ohne die Verschränkungen von genderbezogenen, sozialen, intergenerationellen und Machtdifferenzen zu bedenken.

In der Tagung werden drei innovative Modelle des Umgangs mit Diversität vorgestellt und in eigenen Übungen vertieft. Durch die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema motiviert, soll eine Reflexion ermöglicht werden, wie Religionen und Weltanschauungen in Schule und Bildungsarbeit angemessen und verantwortlich bearbeitet werden können. Die Tagung richtet sich besonders an Lehrpersonen der SEK I und II, Vertreter der Jugendbildung, Multiplikatoren aus Jugendverbänden.

Sie sind herzlich eingeladen, sich an den Erfahrungen und Diskussionen zu beteiligen.

Dr. Lidwina Meyer, Tagungsleiterin, Evangelische Akademie Loccum
Dr. Stephan Schaede, Akademiedirektor

Freitag, 26. April 2013
15:00 Uhr Anreise zum Nachmittagskaffee
15:30 Uhr Begrüßung und Eröffnung
Dr. Lidwina Meyer, Evangelische Akademie Loccum
Drei Modelle des Umgangs mit religiöser und kultureller Diversität: 
Das Konzept der Projekte
15:45 Uhr ♦ Art Peace Project
Das Art Peace Project ist aus mehreren Experimenten erwachsen, die untersuchen, inwieweit die Gestaltung oder Analyse von Kunstwerken Wege eröffnen, sich selbst und die Welt neu zu sehen und dabei Anreize für eine Kultur des Friedens und der Menschenrechte schaffen können. Es untersucht die Anwendbarkeit gestalterischer Künste in der Friedensbildung, besonders in Bezug zu kontroversen Orten und Themen und eröffnet eine multi-facettierte Sicht der eigenen Identität und des kollektiven Narratives.

Prof. Dr. Gordon Mitchell, Universität Hamburg, Fakultät für Erziehung, Psychologie und Bewegungswissenschaften

16:45 Uhr ♦ Meine Freiheit ist auch Deine Freiheit
Meine Neugierde Meine Hingabe Meine Sehnsucht Mein Glaube Mein Mut Mein Ursprung Mein Weg
Das Projekt arbeitet mit Jugendlichen mit und ohne mus­limischen Hintergrund. Was heißt es aber, in diesem Zu­sammenhang muslimisch zu sein? Es bietet den Raum und kreative Ansätze, um sowohl inhaltlich als auch künstle­risch zu reflektieren, welches der aktuelle Stand in der Gesellschaft ist und wo wir jetzt gesellschaftlich stehen und wo wir einmal stehen möchten.

Gonca Kalac, Mohammed Abdou, Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V., Berlin

Diskussion

17:30 Uhr ♦ Religion, Gender und sexuelle Orientierung 
Das Projekt wird in Kooperation von Life e.V. und dem europa­weiten Trainingsprogramm religiöse und weltanschauliche Vielfalt und Antidiskriminierung (CEJI u.a. Partnerorganisatio­nen) entwickelt. Diskriminierung manifestiert sich in der Ge­sellschaft meist als mehrdimensionale Diskriminierung und richtet sich immer gegen Menschen in ihrer gesamten Persön­lichkeit, z.B. als muslimischer Mann oder als Lesbe mit irani­schem Hintergrund. Das Trainingsprogramm zielt auf Sensibi­lisierung für die Intersektionalität von religiösen und weltanschaulichen Identitäten, vor allem im Zusammenhang mit Geschlechts-, Genderidentität und sexueller Orientierung. Es fördert gleichzeitig die Entwicklung von Kompetenzen und institutionellen Strategien zur Schaffung inklusiver und diversity-sensibler Lebensräume.

Dipl. Pol. Aliyeh Yegane Arani, Diversity Trainerin, Life e.V., Berlin
Dipl. Pol. Serdar Yazar, Diversity Trainer, advd (Antidiskriminierungsverband Deutschland), Berlin

19:30 Uhr Was ist mir wichtig? Was ist mir (wie viel) wert?
Übung zur Vielfalt von Werten und Normen
Gonca Kalac, Mohammed Abdou
21:00 Uhr Ausklang auf der Galerie
Samstag, 27. April 2013
09:30 Uhr Angeleitete Übung aus dem Trainingsprogramm Religion, Gender und sexuelle Orientierung
Dipl. Pol. Aliyeh Yegane Arani, Dipl. Pol. Serdar Yazar
15:30 Uhr Workshop Fotografie und Identität  - Art Peace Project
Prof. Dr. Gordon Mitchell
20:00 Uhr Ausstellung und Reflexion der Fotos aus dem Workshop
21:00 Uhr Ausklang auf der Galerie
Sonntag, 28. April 2013
09:30 Uhr Inspiration und Umsetzung
Austausch nach Leitfragen in Kleingruppen zu den Erfahrungen und Denkanstössen der Modelle
11:00 Uhr Heterogen – religions-/kultursensibel –inklusiv?
Welche Ansätze, Methoden und institutionellen Strategien sind nötig, um inklusive Räume in Bildungskontexten zu schaffen?
Fishbowl mit Referenten und
Canan Kalac, Netzwerk Bildung und Religion e.V., Pullheim/Köln
12:30 Uhr Ende der Tagung mit dem Mittagessen